Die kranke Wirbelsäule Das fein abgestimmte Multifunktions-System „Wirbelsäule“ ist im Alltag vielfältigen Belastungen ausgesetzt.

Alterungsprozesse oder Unfälle können dazu führen, dass die Wirbelsäule ihre Funktionalität teilweise einbüßt. Symptome, die auf eine Erkrankung schließen lassen, sind einerseits Schmerz und andererseits Gefühlstörungen bzw. Lähmungserscheinungen, z. B. in den Gliedmaßen.

Schmerz ist nicht gleich Schmerz. Wie und wo sich der Schmerz bemerkbar macht, verrät oft schon viel über die Ursache: Ist er direkt an der Wirbelsäule oder strahlt er in den großen Zeh? Ist er dumpf, brennend oder stechend?

Das andere wichtige Kennzeichen einer Wirbelsäulenerkrankung sind „neurologischen“ Auffälligkeiten, also Gefühlsstörungen oder Lähmungserscheinungen. Sie sind darauf zurückzuführen, dass sich in der Wirbelsäule das Rückenmark befindet und hier viele wichtige Nerven zusammenlaufen. Zu Störungen kann es kommen, wenn z. B. Bandscheibengewebe auf Nervenfasern drückt.

Verschiedene Krankheitsbilder an der Wirbelsäule Richtige Diagnose – passende Therapie.

So weit verbreitet wie Rückenschmerzen sind, so vielfältig sind die Ursachen.

Die Wirbelsäule ist ein hochkompliziertes System aus Bändern, Wirbelkörpern und Bandscheiben – und jede dieser Strukturen kann schmerzauslösend sein. Normale Alterungsprozesse, Stress oder eine ungeschickte Bewegung können zu Beschwerden führen, das bedeutet, dass sich die Suche nach der genauen Ursache oft schwierig gestaltet.

Erschwerend kommt hinzu, dass bildgebende Verfahren wie Röntgen oder MRT bei Rückenschmerzen teilweise wenig aussagekräftig sind. So haben Patienten ohne Rückenschmerzen zum Teil mehr Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule als Patienten mit Rückenschmerzen. In der Regel vergehen akute Rückenschmerzen zum Glück innerhalb weniger Tage von selbst wieder und es genügt, sich ein bisschen zu schonen und mit Wärmeanwendungen die Heilung zu beschleunigen.

Sind die Schmerzen stärker, kann auch die Einnahme von Schmerzmitteln sinnvoll sein. Wenn nach sechs Wochen keine Besserung eintritt, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Gehen Sie sofort zum Arzt, wenn Alarmsignale für eine schwerere Erkrankung auftreten, z. B. sehr starke Schmerzen, Gefühlsstörungen, Lähmungserscheinungen oder Störungen der Darm- oder Blasenfunktion.

Zu Beinschmerzen kann es kommen, wenn auf einen Nerven Druck ausgeübt wird – am häufigsten verursacht durch einen Bandscheibenvorfall (weich) oder einen überschüssigen Knochen (hart).

Die Bandscheiben liegen jeweils zwischen den Wirbelkörpern der Wirbelsäule. Sie bestehen innen aus einem gallertartigen Kern, der von einem faserigen Ring (Annulus) in Form gehalten wird. Wenn Risse im Faserring entstehen, können Teile des Gallertkerns durch den Annulus herausgedrückt werden und in den Wirbelkanal gelangen. Dann spricht man von einem Bandscheibenvorfall.

Ausgelöst wird er z. B. durch eine ruckartige Drehbewegung, schweres Heben, eine dauerhaft ungünstige Körperhaltung, zu wenig Bewegung oder Flüssigkeitsmangel (die Bandscheibe trocknet aus und verliert an Elastizität).

Nicht jeder Bandscheibenvorfall macht Beschwerden. Drückt allerdings Gewebe aus dem Bandscheibenkern auf umliegende Nerven, kommt es zu starken, ausstrahlenden Schmerzen, Sensibilitätsstörungen oder sogar Lähmungserscheinungen. Am häufigsten sind Bandscheibenvorfälle im Bereich der Lendenwirbelsäule und führen neben Rückenschmerzen zu den charakteristischen Schmerzen im Gesäß, im Bein und zum Teil bis in den Fuß. Der Volksmund spricht dann von „Ischias“.

Wer unter chronischen Schmerzen leidet (z.B. dauerhafte Rückenschmerzen) sollte dringend ärztliche Hilfe suchen. Anderen falls droht die Gefahr, dass das Nervensystem den Schmerz quasi erlernt. Wissenschaftler bezeichnen dieses Phänomen als „Schmerzgedächtnis“: Dauerschmerz macht die Nervenzellen derart überempfindlich, dass sie irgendwann auch ohne nachvollziehbare Ursache „Schmerz“ signalisieren.

Neben verspannten Muskeln oder Bandscheibenproblemen, kann häufig auch ein zu enger Wirbelkanal (auch Spinalkanal) ausstrahlende Rückenschmerzen auslösen.

In diesem Kanal entlang der Wirbelsäule verläuft das Rückenmark und die austretenden Nerven. Wenn sich Wirbel, Bandscheiben oder Bänder breiter machen, wird der Kanal verengt (Stenose) und die Nerven werden zusammengedrückt oder Eingeklemmt. Dies verursacht charakteristische Schmerzen in den Beinen, die nur noch kurze Gehstrecken zulassen. Weil die Betroffenen deswegen häufig stehen bleiben müssen, spricht man auch von der neurogenen „Schaufensterkrankheit“.

Manche Betroffene haben von Geburt an einen engen Wirbelkanal, die häufigste Ursache ist jedoch ein Verschleiß der Knochen- und Knorpelbestandteile mit zunehmendem Alter: die Bandscheiben verlieren die Fähigkeit, Wasser zu binden, sie werden flacher und instabiler, wodurch die Wirbelkörper nach und nach zusammenrücken. Als Kompensation bildet der Körper knöcherne Auswüchse. Diese beanspruchen Platz im Spinalkanal und es entsteht eine langsam fortschreitende Einengung, oft verstärkt durch die ebenfalls dicker werdenden Bänder.

Kaputte Bandscheiben in der Halswirbelsäule können aufgrund der chronischen Überlastung der kleinen Wirbelgelenke zu Nacken-, aber auch zu Kopfschmerzen führen.
 Nicht selten klagen Patienten zusätzlich über Leiden wie Schwindel oder Ohrensausen.


Treten Teile des Bandscheibenkerns aus und drücken auf einen Nerven, dann leidet der Patient an Schulter- bzw. Armschmerzen. Zusätzlich können ein Taubheitsgefühl, Kribbeln oder Lähmungen auftreten.

Bei fortschreitender Degeneration der Halswirbelsäule kann es zu überschüssiger Knochenbildung bzw. zur Verdickung der Bänder kommen.

Zusätzlich können die Bandscheiben in den Wirbelkanal ragen. All dies führt letztlich oft dazu, dass das Rückenmark und die Nerven keinen Platz mehr haben. Sollte die konservative Therapie keinen Erfolg bringen oder liegt bereits ein Rückenmarks- oder Nervenschaden vor, dann kann bzw. muss operiert werden.